Rolf
Bossi Halbgötter in
Schwarz Deutschlands Justiz am
Pranger Hardcover mit
SU 3-8218-5609-2 22,90 € [D] 42,00 SFR
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02.03.2005
Rolf Bossi: Halbgötter in Schwarz
Rolf Bossi, Halbgötter in Schwarz Wie Deutschlands
berühmtester Strafverteidiger die Justiz an den Pranger stellt
"Meinungsfreiheit schützt nicht die Mehrheit, sondern die
Minderheit, nicht die logischsten, überzeugendsten oder
populärsten Ansichten, sondern zur Not den größten Unsinn, das
abseitigste Geschwätz und die radikalste Außenseiterposition.
Nur die Würde und die Freiheit des Anderen können dieses Recht
beschränken."
In seinem Buch Halbgötter in Schwarz spricht nicht der
Promi-Anwalt, der die Schauspielerin Ingrid Bergen vertrat,
die 1977 ihren Lebensgefährten im Affekt erschoss, oder die
Leinwandlegende Romy Schneider, den Showmaster Vico Torriani
und den Jazzmusiker Chet Baker. Auch von seinen spektakulären
Fällen, etwa dem des Kindermörders Jürgen Bartsch, für den
Rolf Bossi wegen seiner schweren psychosexuellen Störung
Strafmilderung erkämpfte oder von dem Fall des Gladbecker
Geiselgangsters und Mörders Dieter Degowski ist hier nicht die
Rede.
In Halbgötter in Schwarz spricht der Rechtsvertreter, der
auf ein halbes Jahrhundert Berufserfahrung zurückgreift und
der ein hochpolitisches Anliegen hat: Rolf Bossi geht es um
die Beseitigung gravierender Missstände in der deutschen
Strafjustiz. Anhand aktueller Fälle "kleiner Leute" zeigt der
Anwalt diese Missstände auf und macht deutlich, wie unser
Rechtssystem, in das jeder Bundesbürger so viel Vertrauen
setzt, funktioniert. Bossi macht deutlich, dass es vor Gericht
nicht immer mit rechten Dingen zugeht und schon gar nicht
immer um Rechtsprechung im Sinne von Wahrheitsfindung und
Gerechtigkeit.
Das Register der Missstände, die Bossi abhandelt, ist nicht
eben kurz: Er prangert versagende Dienstaufsicht bei der
Staatsanwaltschaft ebenso wie gerichtliche
Tatsachenverdrehungen aufgrund mangelnder
Protokollierungspflichten an, zeigt auf, welche Konsequenzen
die fehlende Berufungsinstanz im Kapitalstrafverfahren hat,
beschreibt wie Richter Urteile formalrechtlich absichern,
anstatt sie nach gerechter und objektiver Beweiswürdigung zu
fällen, führt Beispiele von Justizkumpanei,
Abschreckungsurteilen und die fast unüberwindlichen Hürden bei
der Wiederaufnahme von Verfahren an und macht deutlich, wie
unzureichend die anwaltliche Meinungsfreiheit ist.
Abschließend macht Bossi außerdem deutlich, wo die Wurzeln der
kritikunfähigen Selbstherrlichkeit von Richtern bis heute zu
finden sind: in der Nazizeit. Das Unrechtsgebaren der Justiz
in dieser Zeit wurde nie institutionell und konsequent
aufgearbeitet, bestraft oder gesühnt. Statt historisch
notwendiger Selbstkritik ist das richterliche
Standesbewusstsein aus dieser Tradition heraus ins
Unantastbare gewachsen, was unter anderem die Folge hatte,
dass der Straftatbestand der Rechtsbeugung faktisch heute
keine Rolle spielt. Um die Missstände in der
Strafgerichtsbarkeit zu beseitigen fordert Rolf Bossi folgende
Maßnahmen ein: 1. Rechtsbeugung muss strafbar sein (der
Aushöhlung des betreffenden Paragraphen 336 muss
entgegengewirkt werden) 2. Einführung eines exakten
Wortprotokolls in der Strafgerichtsbarkeit, das eine
hinreichende Kontrolle von Tatsachenentscheidungen
gewährleitstet. 3. Waffengleichheit zwischen Anklage und
Verteidigung (Beseitigung der mangelnden anwaltlichen
Meinungsfreiheit durch Beschränkung der Möglichkeit,
Beleidigungsklagen gegen Verteidiger anzustrengen) 4.
Ausweitung der Rechtsmittel (Berufung und Revision),
Erweiterung des Rechtswegs 5. Einführung einer
Appellationsinstanz (Bundesverfassungsgericht), welche
berechtigt und verpflichtet sein muss, offensichtliche
sachliche Fehlurteile aufzuheben. 6. Keine Justizreform
nach Kassenlage wie Ende 2004 beschlossen und die in einer
Gesetzesvorlage bis Frühjahr 2005 umgesetzt werden soll
(Rechtsmittel sollen drastisch beschnitten werden) 7. Ein
Gesetz zur Beseitigung des nationalsozialistischen Unrechts in
der Nachkriegsjustiz
Rolf Bossi, geboren 1923 in Karlsruhe, ist der bekannteste
Strafverteidiger Deutschlands. In seiner über 50jährigen
Praxis als Rechtsanwalt hat er unzählige prominente oder
skandalöse Fälle vertreten. Rolf Bossi lebt und arbeitet in
München.
Rolf Bossi Halbgötter in Schwarz Deutschlands Justiz
am Pranger 280 Seiten € 22,90.- (D) / sFr 42.- / €
23,60.- (A) ISBN 3-8218-5609-2 ERSCHEINT AM 13. MÄRZ
2005
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